Gesunde Führung beinhaltet nicht nur das Führen Ihres Teams, sondern ebenso den Aspekt einer bewussten gesundheitsorientierten Selbstführung. Wie wollen Sie das Thema glaubwürdig vermitteln, wenn Sie selbst am Limit sind? Wie hoch ist Ihr Belastungsniveau? Wie ausgeprägt ist Ihre eigene Veränderungsbereitschaft?
Verschaffen Sie sich einen Überblick über potenzielle Handlungsalternativen und lassen Sie sich von neuen Ideen und Ansätzen für ein gesundheitsorientiertes Führungsverhalten inspirieren.
Warum ist gesundes Führen heute aktueller denn je?
Zukünftig wird es nicht mehr nur darum gehen, die besten Arbeitskräfte zu finden. Wie aus dem Gesundheitsreport der TK zu relevanten Veränderungen von Fehlzeiten aus 2022 deutlich hervorgeht, stehen Unternehmen aktuell vor der Aufgabe, die Mitarbeitenden generationenübergreifend physisch und insbesondere psychisch motiviert und leistungsfähig zu halten.
Die AU-Tage aufgrund von psychischen Verhaltensstörungen haben sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt und stehen an erster Stelle von relevanten Diagnosekapiteln bei Krankschreibungen.
Damit wird „Gesunde Führung“ im Sinn der Mitarbeiterfindung und Mitarbeiterbindung zu einem wichtigen Aspekt der Arbeitgeberattraktivität und des teaminternen „Wohlbefindens“.
Führen in der Krise
Die Pandemie, die fortschreitende Digitalisierung und der Fachkräftemangel in Kombination mit dem demografischen Wandel haben den Druck auf die Beschäftigten erhöht. Deshalb sollte eine Gesunde Führung insbesondere in Krisenzeit ihren Fokus verstärkt auf das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden legen.
Es gilt, Ängste und Unsicherheiten frühzeitig wahrzunehmen und verständnisvoll anzusprechen bzw. gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Dafür bedarf es sowohl einer vertrauensvolle Unternehmenskultur als auch einer gesunden Selbstführung der Führungskräfte.
Die Führungskraft im Spannungsfeld der Erwartungen
„Was soll ich denn noch alles?“ fragt sich so mache Führungskraft zu Recht. Deshalb ist es an dieser Stelle wichtig zu unterscheiden, von welcher Ebene der Führung sprechen wir überhaupt? Insbesondere die personale Führung, oft im mittleren Management, kann in der „Sandwich-Position“ oft nicht so agieren, wie sie möchte. Deshalb lohnt es sich, an dieser Stelle einmal genau zu unterscheiden zwischen:
- Ebene der Unternehmensführung:
hier wird „Führung“ eher als allgemeine Steuerfunktion verstanden. Auf dieser Ebene werden das Unternehmensleitbild abgesegnet oder auch die Unternehmensziele wie beispielsweise die Förderung vom „Mitarbeitergesundheit“ definiert. - Ebene von Personalmanagement oder Personalentwicklung:
zuständig für die Umsetzung der Unternehmensziele wie z.B. „Mitarbeitergesundheit“.Dafür entwickelt sie in Zusammenarbeit mit anderen Experten und Abteilungen Unternehmensleitlinien, Weiterbildungen oder auch Mitarbeiterbefragungen etc. Je stärker die Mitarbeitenden beteiligt werden, desto eher werden Maßnahmen mitgetragen. - Ebene der personalen Führung:
managt den Arbeitsalltag bzw. den Prozess der Führung. Erst auf dieser Ebene steht neben oder auch zur Leistungserbringung (d.h. der Steuerung und Koordination der Zusammenarbeit) die Beziehungsgestaltung (Einstellung, Vertrauen, Motivation und Sinnhaftigkeit) im Vordergrund.
Grundlage für eine gesundheitsförderliche Führung ist das eigene Gesundheitsverständnis der Führungskraft. Oft dient das Gesundheitshandeln der Vorgesetzten als Vorbild für das Gesundheitshandeln der Mitarbeitenden. Deshalb beeinflusst ein bewusster Umgang mit der eigenen Gesundheit auch den gesundheitsförderlichen Umgang mit den Mitarbeitenden.
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Worunter leidet das Wohlbefinden von Beschäftigten?
Ein zentraler Satz aus der im Jahr 2000 erschienenen VW-Studie von Professor Peter Nieder verdeutlicht den Zusammenhang von Gesundheit und Führung: „Eine Führungskraft nimmt ihren Krankenstand mit, wenn sie versetzt oder befördert wird!“
Ähnlich wie im DAK Gesundheitsreport 2014 oder einer INQA-Studie aus 2005 kommen auch Dr. J. Illmarinen und Dr. J. Tempel 2010 in einer Studie zu einem ähnlichen Ergebnis: „Gutes Führungsverhalten und gute Arbeit von Vorgesetzten ist der einzige hoch signifikante Faktor, für den eine Verbesserung der Arbeitsfähigkeit zwischen dem 51. und 62. Lebensjahr nachgewiesen wurde.“
Quelle: Jürgen Tempel/ Marianne Giesert/ Juhani Ilmarinen „Arbeitsleben 2025 – Das Haus der Arbeitsfähigkeit im Unternehmen bauen“, 2011, S. 245
Wie führen Sie sich selbst
und möglichst auch Ihre Mitarbeiter gesundheitsbewusst?
Die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz bieten Führungskräften wesentliche Einflussfaktoren. Schöpfen Sie die Spielräume der Verhältnisprävention (äußeren Faktoren wie Arbeitsbedingungen- und -Aufgaben, Entscheidungsspielräume etc.) aus, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu positiv beeinflussen? Haben Sie eine gute Work-Life-Balance, leben Sie soziale Unterstützung und Wertschätzung (Verhaltensprävention) vor, um den Stresslevel Ihrer Mitarbeiter prinzipiell reduzieren und in kritischen Phasen sensibel und vorausschauend agieren zu können?
Kaum eine Führungskraft hat die Entscheidungsbefugnisse, ungünstige Bedingungen komplett oder sofort abstellen zu können. Deshalb wäre es wichtig, dass verschiedene Abteilungen und Hierarchien übergreifend zusammen an dem Thema gesundheitsförderliche Führung arbeiten. Gemeinsam schaffen Sie die dafür erforderlichen Voraussetzungen.
Insbesondere in Phasen mit großem Zeitdruck und besonderen Vorkommnissen hilft es, wenn Sie wissen, welche Faktoren den Stresslevel Ihrer Mitarbeitenden prinzipiell verringern bzw. auf wen oder was Sie besonders sensibel reagieren sollten.
Welche Arbeitsverhältnisse führen zu Stress?
Die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz sind ein wesentlichen Einflussfaktor in dem Führungskräfte gewissen Spielräume nutzen können, um den Mitarbeitenden individuell entgegen kommen zu können. Das Wissen darum, welche Faktoren den Stresslevel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter grundsätzlich erhöhen, kann jedoch situativ zu mehr Entspannung verhelfen.
Insbesondere in Phasen mit großen Zeitdruck und besonderen Vorkommnissen hilft es, wenn Sie wissen welche Faktoren den Stresslevel Ihrer Mitarbeitenden prinzipiell erhöhen, um darauf besonders sensibel agieren zu können.
Arbeitsverhältnisse, die Stress reduzieren:
Unternehmens- und Teamkultur:
gemeinsame Werte fördern Vertrauen, Loyalität und Zugehörigkeit
Rollenklarheit:
geklärte Rollenerwartungen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten als Basis für soziale Unterstützung und Akzeptanz
Transparenz und Sinnhaftigkeit:
in Kommunikation und Handlungen machen Hintergründe von Entscheidungen bzw. zu erreichenden Zielen nachvollziehbar
Erweiterte Handlungsspielräume:
verstärken Handhabbarkeit und Motivation im Arbeitsprozess
Entwicklung einer Fehlerkultur:
fördert und belohnt Selbstwirksamkeit, Kreativität und Mut der Mitarbeitenden
Ziele von gesunder Führung
Die Schwerpunkte können unternehmensspezifisch variieren, doch grundsätzlich gilt:
- Die Gestaltung menschengerechten Arbeitsbedingungen und gesunder Selbstführung haben das Ziel, die Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden Ihrer Beschäftigten nachhaltig zu fördern.
- Eine hochwertige Qualität der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden ist durch Wertschätzung und Vertrauen gekennzeichnet. Ihr Austausch erfolgt auf Augenhöhe, beide Seiten bringen ihre Ressourcen in die Beziehung ein.
- Als Führungskraft haben Sie die psychischen, sozialen und körperlichen Einflüsse im Blick. Dazu erhalten Sie professionelle Unterstützung, die Sie befähigt, zu Gesundheitsthemen oder in Gesundheitsprojekten eine aktive Rolle einzunehmen.
Darüber hinaus sind verschiedensten Studien positive Auswirkungen auf die Senkung von Fehlzeiten, Fluktuation und Leistung nachgewiesen worden. Somit leistet eine gesunde Führung einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.
„Ohne physisch und psychisch gesunde Beschäftigte gibt es keinen wirtschaftlichen Erfolg“
Professor Dr. Bernhard Badura 2020
Immer noch wird betriebliche Gesundheitsförderung von vielen Unternehmen als lästige Zusatzaufgabe empfunden. Diesen Unternehmen scheint es nicht bewusst zu sein, welchen Einfluss die Gesunderhaltung der Mitarbeitenden für die originäre Wettbewerbsfähigkeit hat.
Es ist definitiv ein Kostenthema. Ein Tag Arbeitsunfähigkeit eines Beschäftigten verursacht im Unternehmen durchschnittlich tägliche Kosten von ca. 250,- € aufwärts. Fällt ein Mitarbeitender dauerhaft aus oder verlässt das Unternehmen, dann kommen Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten meist im fünfstelligen Bereich hinzu. Die Effekte, die durch Mundpropaganda und über andere Wege das Image als Arbeitgeber beeinflussen sind nur schwer messbar, jedoch nicht unerheblich. Nicht zuletzt sind Maßnahmen zur Gesundheitsförderung steuerlich absetzbar.
Lesen Sie auch:
» BGM Betriebliches Gesundheitsmanagement
Auch interessant und lesenswert:
Die Forschungsstudie „Führung und Gesundheit“ – für ein gesundes Berufsleben – Bericht Stand 04/2016 © 2016 Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
↗ www.bgw-online.de
„Der Zusammenhang von Führung und Mitarbeitergesundheit“ – ein Blog-Artikel auf der Website der AHAB-Akademie
↗ www.ahab-akademie.de/…/zusammenhang-von-fuehrung-und-mitarbeitergesundheit/
„Gesund und motivierend führen – Wie Führungskräfte ihr Team und sich selbst stärken“
↗ bgw-online.de/…/gesund-und-motivierend-fuehren-14708
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